Stifter

Gutes tun – über den Tod hinaus

Die Bürgerstiftung Treptow-Köpenick erhielt ihre erste Erbschaft! Was hat sie daraus gemacht?

Unsere Bürgerstiftung wurde 2013 mit dem Herzenswusch gegründet, einen Ort und eine Organisation für und mit den Menschen in Treptow-Köpenick zu schaffen. Es ging uns darum, diejenigen in unserem Bezirk zu unterstützen, die mit ihren ehrenamtlichen Projekten viel für unsere Gemeinschaft tun und den Menschen in unserem Bezirk die Möglichkeit zu geben, sich daran zu beteiligen. Denn alle unterstützten Projekte helfen Menschen in unserem Bezirk. 

Wie wir helfen

Sei es der Kauf von Vereins-Sportkleidung für Kinder, Sportgeräte im Freien, die Unterstützung für Museen oder Bücher über die Geschichte der Kieze, die Kieztour von Künstlern während der Corona-Zeit, die Bereitstellung von Musikinstrumenten, Foto- und Filmtechnik, Schulküche, Gartenbau und vieles mehr. Überall, wo sich Menschen im Bezirk für ihre Nachbarn engagieren wollen, soll es Dank unserer Stiftung nicht an Sachmitteln für die Projekte fehlen. 

Stifter & Spender

Einige Stifter und Spender begleiten die Stiftung nun schon seit Jahren und einer von ihnen stiftete Gutes über das eigene Leben hinaus, indem er die Stiftung in seinem Testament berücksichtigte. Heute macht sein ehemaliges Reihenhaus hier in unserem Bezirk eine junge Familie glücklich und aus den jährlichen Pachterträgen können jedes Jahr mindestens 6 ehrenamtliche Projekte im Bezirk unterstützt werden – und das auf Ewigkeit. Aber wie kam es dazu? Wir fragen den Ehrenvorsitzenden Dr. Klaus Ulbricht, der den Erblasser persönlich kannte.

Herr Dr. Ulbricht, wie kam es zu diesem großzügigen Vermächtnis, von dem die Gemeinschaft in Treptow-Köpenick dauerhaft gefördert wird?

Klaus M. (oben im Bild, Anm.) rief mich Anfang Januar 2014 an, denn er hatte in der Zeitung von der Gründung der Bürgerstiftung Treptow-Köpenick gelesen und bat mich nun um mehr Informationen. Wir haben uns in einer Gaststätte in Wendenschloss getroffen. Ich war damals Vorsitzender des Stiftungsrates und habe ihm die Idee der Bürgerstiftung ausführlich erläutert. 

Ihm gefiel besonders, dass die Stiftung ewig existiert und sie ihr Stiftungskapital erhalten muss, dass die Stiftung bürgerschaftliches Engagement auf allen Gebieten des Gemeinwesens fördert und dass das Fördergebiet der Bezirk Treptow-Köpenick ist. Der Bezirk, in dem er sein Leben verbracht hat und wo er immer an seiner Nachbarschaft interessiert war. Er teilte mir dann später mit, dass er keine Angehörigen hat und erwägt, der Bürgerstiftung Treptow-Köpenick sein Haus und sein Grundstück zu vererben. 

Das wäre die erste Erbschaft für die Stiftung gewesen, ein großer Schritt und eine große Verantwortung für alle Beteiligten. Wie ging es denn weiter?

Danach haben Jürgen Rosemund, der damalige Vorsitzende des Vorstandes, und ich Klaus M. zweimal besucht, um einen Entwurf für sein Testament zu besprechen. So kam es bereits Anfang 2014 – also im ersten Jahr der Stiftung – zu einem notariell beglaubigten Testament, in dem die Bürgerstiftung Treptow-Köpenick bedacht wurde. 

Herr M. war in den Folgejahren in die Stiftungsarbeit einbezogen und besuchte regelmäßig unsere Veranstaltungen. Zusätzlich stiftete er jährlich einen Geldbetrag in das Stiftungskapital, aus dessen Erträgen wiederum Projekte finanziert werden. Leider verstarb Herr M. bereits 5 Jahre nach seiner testamentarischen Verfügung, aber der Gedanke, dass nach seinem Tod mit den Erträgen aus seiner Erbschaft regelmäßig Gutes in seinem Bezirk geschaffen wird, hat ihn sehr befriedigt.

Ralf Thies, als Mitglied des Stiftungsvorstandes haben Sie den Umgang mit der Erbschaft intensiv begleitet. Wie ging es weiter und welche Lösung hat die Stiftung gefunden, den letzten Willen zu erfüllen?

So eine Erbschaft bringt viele neue Herausforderungen mit sich. Herr M. hat uns über sein Objekt hinaus auch Geldwerte vererbt, welche direkt in das Stiftungskapital geflossen und dort dauerhaft angelegt sind. Das Haus konnte allerdings nicht einfach so weiter genutzt werden, die Bausubstanz stellte uns vor die Herausforderung einer vollständigen Sanierung. Dieses war zu verbinden mit der Verpflichtung, den Wert der Erbschaft dauerhaft für die Stiftung zu erhalten. Darum entschied sich der Vorstand für die Begründung eines Erbbaurechtes. Aus dem einmaligen Erlös und den jährlichen Erbpachteinnahmen können so dauerhaft ehrenamtliche Projekte in Treptow-Köpenick gefördert werden – ganz so, wie es sich der Erblasser gewünscht hat. 

Wie ist der Weg zu dieser Lösung gewesen? 

Zunächst einmal waren viele rechtliche Dinge in diesem Zusammenhang zu klären, bis wir auf der Basis eines Wertgutachtens ein Exposé für das Objekt erstellen und es bewerben konnten. Unter mehreren Interessenten haben wir eine junge Familie gefunden, die sich sofort für die Idee begeistert hat und Haus und Garten mit neuem Leben füllen wird. 

Uns war wichtig, dass die neuen Nutzer willens und in der Lage sind, das Haus sorgsam zu erneuern und zu einer aktiven Nachbarschaft beizutragen. Nun ist der Erbbaurechtsvertrag geschlossen und es kann mit der Sanierung losgehen! Der jungen Familie wünsche ich, dass sie nächstes Weihnachten in ihrem neuen Zuhause feiern kann.  

Familie L., Sie sind nun die neuen Nutzer von Haus und Grundstück, was bedeutet das für Sie? 

Für uns geht ein Traum in Erfüllung. Schon immer wollten wir etwas mehr aus dem Stadtinneren wegziehen und nun bewohnen wir bald einen Kiez, indem sogar Familienmitglieder von uns leben und wo unsere Tochter frei vom Großstadtstress aufwachsen kann. Als wir zum ersten Mal das Häuschen gesehen haben, waren wir gleich verliebt – so ein altes kleines Reihenhaus entsprach unseren Vorstellungen. Auch wenn es noch so viel Arbeit ist. Wir werden das Haus vollständig sanieren und dabei mindestens den Effizienzhausstandard 70 erreichen. Wir freuen uns sehr auf diese Herausforderung und haben ein gutes Gefühl, dass unser Geld, welches wir für den Hauserwerb und den monatlichen Pachtzins aufwenden, dem bürgerschaftlichen Engagement hier im Bezirk zu Gute kommt. Eine Win-Win- Situation, würden wir sagen.  

Das Gespräch führte Carola Reiblich, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Treptow-Köpenick